Presse

Dass man in Friedberg um jeden Baum und jede Freifläche kämpfen muss, zeigt unten stehender Artikel. Hauptsache den Investoren wird alles Recht gemacht; die Wünsche der Friedberger Bürger bleiben dabei auf der Strecke.

 

Wetterauer Zeitung, 18.05.2013

 

 

Bürgermeister wehrt sich: »Wir sind keine Baummörder«

Friedberg (jw). Um 22.15 Uhr platzte Bürgermeister Michael Keller der Kragen. Statt das Tischmikro zu benutzen, eilte er ans Rednerpult und donnerte in Richtung der Grünen, er lasse es nicht zu, dass über die Stadtverwaltung gesagt werde, »wir wären systematische Baummörder«.

 
 
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Naturidylle und Baugelände zugleich: Auf dem westlichen Baublock der Housing Area müssen einige Bäume den Häusern weichen. Das sorgt für heftigen Streit. (Foto: nic)
 
Florian Uebelacker, Fraktionsvorsitzende der Grünen, hatte zuvor mit Blick auf den von der Verwaltung erarbeiteten Bebauungsplan festgestellt: »Die Motorsäge zieht ein in Friedberg. Das wollen wir Grünen nicht.« Am Ende einer hitzigen Debatte wurde der B-Plan für einen Teil der Housing Area aufgestellt – gegen die Stimmen der Grünen und der Linken.
Es geht um den Baublock zwischen Karlsbader Straße, Im Wingert und Am Dachspfad. Im Norden will die Friedberger Wohnungsbaugesellschaft Wohnhäuser errichten, in der Mitte bauen zwei private Investoren Reihen- und Mehrfamilienhäuser und im Süden wird die Stadt eine Kita bauen. Für diesen Teil wurde die Aufstellung des B-Plans beschlossen; der zweite Baublock, begrenzt durch die Tepler Straße, soll folgen.
Das Problem: Einige Bäume müssen den Häusern weichen. Während im Süden der Baumbestand laut Verwaltung »soweit wie möglich erhalten« bleiben soll (Keller: »Deshalb platzieren wir dort die Kita.«) und im Norden »eine größere Zahl« neuer Bäume angepflanzt werden kann, heißt es für den Mittelteil, die verdichtete Bauweise lasse »den Erhalt der Bäume nicht zu«, es würden aber neue in gleicher Zahl gepflanzt. 14 großkronige und zehn weitere Bäume würden laut der Vorlage der Verwaltung gerodet, hat Uebelacker gezählt.
Die Grünen hatten einen Änderungsantrag gestellt, verlangten, dass ein Teil der großkronigen Bäume planungsrechtlich als »zu erhalten« festgesetzt werden. Damit die Investoren nicht »tabula rasa« machen und »die Kettensäge anwerfen«, so Uebelacker. Es würden »riesige Biotopwerte vernichtet«, ein naturschutzrechtlicher Ausgleich sei innerhalb des Baugebiets nicht möglich, offenbar sei nur »unbedeutendes Begleitgrün« als Ersatz geplant, die Verwaltungsdevise laute »ungebremste Freiheit für die Investoren«.

»Fundamentalistische Sicht«

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Die beiden Baublocks der Housing Area. In der Mitte des westlichen sollen Bäume gefällt werden, im Süden sollen sie »soweit wie möglich« erhalten werden. (Foto: Google Maps)
 
Keller (»Wir sind keine Baummörder«) und der SPD-Fraktion ging diese Argumentation sichtlich gegen den Strich. Mit einer »fundamentalistischen Sichtweise« könne man keine Stadt entwickelt, sagte der Bürgermeister. »Wir wollen dort für fast alle gesellschaftlichen Gruppen Wohnflächen schaffen, wir wollen Passivhäuser bauen, wir wollen die städtische Bürgschaft über 4 Millionen Euro möglichst nicht anrühren. Sie müssen abwägen«, sagte er in Richtung der Grünen. Die Einwände könnten zudem im Rahmen der nun in Gang gesetzten Beteiligung der Öffentlichkeit diskutiert werden.


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FRIEDBERG NATURSCHUTZBürgerinitiative will mehr Bäume

 Von PETRA ZEICHNER

 
Noch fehlen Bäume am Elvis-Presley-Platz auf der Kaiserstraße. So soll es aber nicht bleiben.  Foto: Petra Zeichner

Friedberg kümmert sich nicht genug um Bäume, findet die Bürgerinitiative Pro-Baum-Friedberg 21 und übt Kritik am Naturschutzbund und an der Stadt. Bürgermeister Michael Keller (SPD) will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen und verweist auf Baumanpflanzungen.

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FRIEDBERG. –  

Die Bürgerinitiative Pro-Baum-Friedberg 21 findet, dass die Stadt zu wenig für den Erhalt ihrer Bäume tut. Besonders geht es ihr um die ehemalige Housing Area und die Kaiserstraße. Bei Letzterer sei es den Bürgern zu verdanken, dass die Bäume noch stünden, schreibt das vierköpfige Sprecherteam um Jürgen Schmalfuß in einer Stellungnahme an die Frankfurter Rundschau.

Die BI hatte sich im März 2011 kurz vor den Kommunalwahlen gründet. Damals wurde bekannt, dass bei der Umgestaltung der Kaiserstraße alle 72 Linden gefällt werden sollten. Die Bürger protestierten und die Stadtverordneten beschlossen im Juni 2012: Die Bäume sollen weitgehend erhalten bleiben.

„Wehrmutstropfen für uns ist, dass auf dem Kernstück der Kaiserstraße, dem Elvis-Presley-Platz, die alten Bäume bereits gefällt wurden, da dies schon Jahre zuvor politisch abgesegnet war“, so die BI. Man werde wegen dieser negativen Erfahrungen künftig genau darauf achten, dass die jetzigen Bäume bestehen blieben.

Auch auf die ehemalige Housing Area mit einem Bestand an alten Robinien hat die Initiative ein Auge geworfen. Dort sind schon etliche Bäume gefällt worden. Schmalfuß und Co. werfen der Stadt vor, dass sie „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ Bebauungspläne im „Eilverfahren“ aufgestellt hätte.

20.000 Euro für Umpflanzaktion

Bürgermeister Michael Keller (SPD) zeigt sich konsterniert. „Ich kann das alles nicht bestätigen“, sagt er. Was die Kaiserstraße betreffe, so hätten die Bäume zwar der Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes weichen müssen. Man habe etliche von ihnen aber umgesetzt, und zwar auf die Seewiese in die Nähe des Vereinsheims vom Skiclub. Fast 20.000 Euro habe diese Aktion der Stadt gekostet.

Und auch der neue Presley-Platz soll nicht so kahl bleiben, wie er derzeit aussieht. „Es wird mehr Bäume als vorher geben“, so Keller. Etwa 20 Platanen sollten dort gepflanzt werden.

In der Housing Area sei „über Jahrzehnte in der Baumpflege nichts gelaufen“, so der Bürgermeister. Alle Bäume seien aber begutachtet worden, einige hätten gefällt werden müssen. Die Bäume, die jetzt noch dort stehen, sollen „zum übergroßen Teil“ auch bleiben.

Keller weist die BI-Kritik zurück, dass die Bürger nicht genug zu Wort gekommen seien. Die Bebauungspläne seien wie stets offen gelegt worden, jeder hätte Stellungnahmen abgeben können. „Da ist aber nichts gekommen.“ Das Bebauungsplanverfahren sei ein „zutiefst demokratisches Instrument“.

Dem Naturschutzbund (Nabu) Wetterau wirft die BI vor, dass er sich nicht für die alten Robinien an den einstigen US-Soldatenwohnungen einsetzt. Der Nabu erachte sie entgegen früherer Aussagen „neuerdings als nicht schützenswert“.

Jürgen Faust vom Nabu Wetterau sagt, seine Worte seien ihm verdreht worden. Bei einer Ortsbegehung habe er gesagt: „Diese Robinien könnte man erhalten.“ Das wollte er aber nicht als grundsätzliche Aussage verstanden wissen. Die Bäume seien teilweise brüchig gewesen und hätten dem Siedlungsbau vor Ort im Wege gestanden. Auch eigne sich die Art der Robinien aus dem mediterranen Raum nicht für das hiesige feuchtere Klima. Die Pflanzen neigten zum Pilzbefall, der das Holz zersetze. Faust: „In der Housing Area will ich auf keinen Fall dafür plädieren, dass alle Bäume erhalten bleiben.“

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Wetterauer Zeitung 15.2.2013

 

Elvis-Presley-Platz: Die Linden verschwinden

Friedberg (jw). Spektakulär unspektakulär verlief Donnerstagmorgen die Fällung von fünf Linden auf dem Elvis-Presley-Platz. Gegen 7.30 Uhr wurde der Platz von städtischen Mitarbeitern und Polizei abgesperrt, keine Stunde später lagen die ersten beiden Bäume um. Protestaktionen? Fehlanzeige.

 
 
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Glatter Schnitt: Günter Bleul kappt mit der Motorsäge den Ast einer Linde, der krachend zu Boden saust. Später wird der Stamm umgesägt, das alles dauert keine halbe Stunde.
 
 
 
Ein paar Zaungäste verfolgten die Arbeit der Baumpfleger müden Blickes, darunter auch fünf Knirpse eines Kinderhorts. Nach zehn Minuten war ihnen das Getöse zu laut und sie zogen wieder von dannen.

+++ Zur Bildergalerie

Damit die seit Jahren geplante Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes beginnen kann, müssen die Bäume weichen. Sieben Linden werden kommende Woche umgepflanzt, fünf ältere Linden wurden am Donnerstagmorgen gefällt. Drei davon – zehn bis zwölf Meter hoch und rund 70 Jahre alt – befinden sich im »Abgangsstadium«, wie das Stadtbauamt mitteilte. Bei der Fällung wurde dies augenfällig: Es genügten ein oder zwei Schnitte mit der Motorsäge und die morschen Äste krachten zu Boden. Zwei weitere Linden wiesen ebenfalls Schäden auf, waren rund 30 Jahre alt und eigneten sich nicht für eine Umpflanzung.

 
 
 
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Thomas Bleul hebt die zerkleinerten Äste mit dem Kran in den Häcksler. (Fotos: jw)
 
 
 
Ob Letzteres den sieben weiteren Linden bekommt, die nächste Woche ausgegraben und zur Seewiese transportiert werden, wird sich zeigen. Die CDU hat das Umpflanzen »Geldverschwendung« genannt, da es unsicher sei, ob die Bäume auf der Seewiese gedeihen. Laut Fachmann Mirko Franz, der in Bad Nauheim eine Baumpflegefirma betreibt, sind die Chancen, dass ein umgepflanzter Baum am neuen Standort wieder anwächst, sehr gut. Franz: »Aber das muss fachgerecht geschehen, mit vorbereitenden und nachbereitenden Arbeiten.« Umpflanzen sei durchaus aufwendig. Sind Neupflanzungen günstiger? Das, sagt Franz, müsse man gegenrechnen mit den Kosten der Fällung und der Pflege, die auch ein neuer Baum benötigt, bis er eine vergleichbare Größe erreicht und die gleiche ökologische und ästhetische Funktion übernehmen kann.

Beim Umpflanzen kommt in Friedberg eine Großspatenmaschine in Einsatz. Dabei, so ein anderer Fachmann, der namentlich nicht genannt werden wollte, seien die von der CDU genannten vorbereitenden Maßnahmen nicht nötig. »Es kommt alleine auf die nachsorgenden Maßnahmen an.«

Zumindest gestern beim Fällen lief alles nach Plan. Die Baumpfleger Thomas und Günter Bleul kletterten auf die Bäume, sägten Ast für Ast ab, entfernten die Weihnachtsbeleuchtung und steckten die Äste in den Häcksler, wo sie zerschreddert wurden. Die Reste werden verheizt.

Frankfurter Rundschau 4.6.2012

Die Bäume bleiben

 

Friedberg Rot-grünes Konzept für Kaiserstraße

 
Der Boulevard wird ampelfrei, die Kreuzung Kaiserstraße/Ockstädter Straße zum Kreisel, die Kurve vor der Burg erhält einen auffällig gestalteten Fußgängerüberweg und vor allem: die Bäume bleiben weitgehend erhalten. Das sind die wesentlichen Punkte des Konzepts der Koalitionspartner SPD und Grüne im Friedberger Stadtparlament für die Umgestaltung der Kaiserstraße.

Die Koalition will den Magistrat in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 28. Juni beauftragen, eine Ausführungsplanung für den Umbau des Boulevards zu erarbeiten. Basieren soll diese auf dem am 24. Februar 2011 beschlossenen Entwurf „ortsgerechter Ausbau der Kaiserstraße im Abschnitt zwischen Burg und Ockstädter Straße“. Dazu haben die Koalitionäre 20 Änderungen eingebracht, die das Ergebnis ihrer „unter großer Bürgerbeteiligung geführten Diskussion“ seien, so SPD und Grüne in einer Pressemitteilung.

Das Friedberg-Forum, ein Zusammenschluss der Interessenvertretung der Geschäftsleute von Stadtmarketing über Gewerbeverein bis zur Gemeinschaft der Wirte der Kaiserstraße, hatte zwei Kreisel gefordert: neben der Einmündung der Ockstädter Straße noch einen an der Haagstraße. Den lehnt die Koalition ab. Zwei Kreisel würden zu einem permanenten Parkplatzsuchverkehr durch ständiges Drehen und Wenden von Fahrzeugen auf der Kaiserstraße führen. Außerdem beeinträchtige ein Kreisel an der Haagstraße die Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes. Der Kreisel an der Ockstädter Straße dagegen markiere den Beginn eines neuen Straßenabschnitts.

Für den Erhalt der Allee an der Kaiserstraße setzt sich vehement eine Bürgerinitiative ein. (ieb.)

 

 

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Wetterauer Zeitung

 

Artikel vom 30.5.2012

 

 

Kaiserstraße: Rot-Grün für Kreisel an Ockstädter Straße

Friedberg (ütz). Nach Beratungen und dem Sammeln von Meinungen und Ideen in den Ausschüssen und in einer Bürgerversammlung sollen bei der geplanten Kaiserstraßen-Umgestaltung nunmehr Nägel mit Köpfen gemacht werden.

 
 
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Die Kreuzung Kaiserstraße/Ockstädter Straße: Hier soll nach dem Willen der rot-grünen Koalition ein Kreisverkehr – der einzige – gebaut werden. (Foto: Schütz)
 
Die rot-grüne Koalition wird für die nächste Stadtverordnetensitzung am 28. Juni den Magistrat beauftragen, eine detaillierte Ausführungsplanung vorzunehmen.Zentrale Forderungen der Koalition sind nach Abschluss ihrer Beratungen der weitgehende Erhalt des Baumbestands sowie ein Kreisverkehr im Süden an der Ockstädter Straße und ein auffällig gestalteter Fußgängerüberweg auf der Gießener Straße vor der Burg.
Mit der Umgestaltung begonnen werden soll im nächsten Jahr, wie Bürgermeister Michael Keller berichtet. Zunächst wäre dann der Elvis-Presley-Platz an der Reihe unter Einbeziehung der Wolfengasse und der Haagstraße. Danach soll es weitergehen bis zum Ockstädter Kreuz; abschließend würde das Teilstück zwischen Wolfengasse und Burg folgen.

Die Koalition bezieht sich in ihrem Beschlussantrag zwar auf das im Februar 2011 vom Stadtparlament beschlossene Entwurfskonzept. Ihr Antrag enthält allerdings zusätzlich knapp 20 Abweichungen von der vom Stadtbauamt damals vorgelegten Planung, wie die Fraktionsvorsitzenden Marion Götz (SPD), Horst Weitzel (Grüne) und SPD-Pressesprecher Michael Klaus erläutern.

Eine zentrale Forderung des Friedberg-Forums, das zwei Kreisel vor der Wolfengasse und Haagstraße wünscht, findet dabei keine Berücksichtigung. Vielmehr spricht sich die Koalition für einen Kreisverkehr auf der Kreuzung Kaiserstraße/Ockstädter Straße aus. Wichtig auch: Der Baumbestand entlang der Kaiserstraße soll weitgehend erhalten bleiben und Fällungen nur vorgenommen werden, wenn dies aus technischen Gründen erforderlich sein sollte. Und: Auf Fußgängerampeln soll im gesamten zur Umgestaltung anstehenden Kaiserstraßenabschnitt verzichtet und dafür Fußgängerüberwege geschaffen werden. Außerdem soll ein auffällig gestalteter Fußgängerüberweg in der Kurve vor der Burg gebaut werden.

Die Vorschläge, so die drei Sprecher, seien neben anderen das Ergebnis der unter großer Bürgerbeteiligung geführten öffentlichen Diskussion, der die Koalition mit ihrem Beschlussantrag Rechnung trage.

Gegen die zwei vom Friedberg-Forum geforderten Kreisel spreche, so Klaus, dass ein permanenter Parkplatzsuchverkehr durch ständiges Drehen und Wenden von Fahrzeugen auf der Kaiserstraße erzeugt würde, der nicht gewollt sein könne. Außerdem würde ein Kreisel vor der Haagstraße die Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes und seine beabsichtigten Nutzungsmöglichkeiten beeinträchtigen. Demgegenüber erscheine ein Kreisel an der Ockstädter Straße sinnvoll: Ein Kreisverkehr dort markiere aus Richtung Süden den Beginn eines neuen Straßenabschnitts und verlangsame die Einfahrgeschwindigkeit in den umgestalteten Bereich.Wieso die Koalition keine Fußgängerampeln mehr auf der Kaiserstraße haben will, begründen Götz, Weitzel und Klaus damit, dass sie »den positiven Eindruck der Umgestaltung beeinträchtigen« würden. Es würden aber Leerrohre verlegt, um für den Fall gerüstet zu sein, dass sich im Nachhinein doch Ampeln als notwendig erweisen sollten. Klaus: »Sie könnten dann errichtet werden, ohne dass erneut größere Umbaumaßnahmen vorzunehmen sind.«

Den Fußgängerüberweg vor der Burg will die Koalition deshalb auffälliger gestaltet wissen, weil für Fahrzeuge, die über die Gießener Straße die Kaiserstraße anfahren, frühzeitig und deutlich erkennbar sein müsse, dass sich der Straßencharakter ab hier ändert.

Besonders Ortsfremde sollten erkennen können, die autogerecht ausgebaute Gießener Straße sich plötzlich in eine Straße verändere, »in der Fußgänger und Radfahrer nicht die benachteiligten Verkehrsteilnehmer sein sollen«, erläutern Götz, Weitzel und Klaus in ihrer gemeinsamen Erklärung.

+++ Zum Beschlussantrag von Rot-Grün

 

 

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FAZ

Artikel vom 3.2.2012

 

Zukunft der Bäume ist noch nicht entschieden

Waldzustand hat sich 2011 verschlechtert

Foto: dapd

Auch ein knappes halbes Jahr nach einer Bürgerversammlung zur geplanten Umgestaltung der Kaiserstraße steht noch nicht fest, ob die zum Teil mehr als hundert Jahre alten Linden gefällt werden oder nicht. Auf einer gemeinsamen Sitzung von mehreren Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung und des Ortsbeirats der Kernstadt teilte der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Tobias Kolckhorst, am Donnerstagabend rund 80 Zuhörern mit, dass sich große Teile der Kanalisation unter der Kaiserstraße in einem schlechten baulichen Zustand befinden. Teilweise müssten die Kanäle auch wegen eindringender Baumwurzeln grundlegend erneuert werden.

Seine Aussage, dass aus seiner Sicht „keine Kanäle überbaut werden sollten“, machte einige Mitglieder der Bürgerinitiative Pro Baum-Friedberg 21, die sich für den Erhalt der Baumreihen einsetzt, hellhörig. Die Initiative hatte im vergangenen Jahr 3.500 Unterschriften gegen die geplante Fällung aller Bäume an der Kaiserstraße gesammelt und Bürgermeister Michael Keller (SPD) überreicht. Jürgen Schmalfuß, der Sprecher der Bürgerinitiative kritisierte, dass die Stadtverwaltung das Plädoyer der Bürger für den Erhalt der Baumreihen nicht entsprechend würdige.

Der Kaiserstraße soll „ein neuer Rhythmus mit neuen Impulsen gegeben werden“

 

Horst Weitzel, der Fraktionsvorsitzende der Grünen und Vorsitzende des Ausschusses für Bauwesen, Planung, Umwelt und Konversion, sagte, es gebe noch „keine Vorfestlegung“ zur Gestaltung der Hauptdurchgangsstraße. Die SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Götz, die Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses ist, sprach von „Zielkonflikt“. So müssten gestalterische und funktionale Aspekte mit den Anregungen und Wünschen vieler Bürger in Einklang gebracht werden.

Der Architekt Matthias Kölsch präsentierte den städtischen Gremien einen überarbeiteten Konzeptentwurf des „Friedberg-Forums“. Dem Forum gehören Vertreter des Friedberger Stadtmarketing- und Verkehrsvereins, des Vereins „Friedberg hat’s“, des Gewerbevereins Region Friedberg, der Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg sowie des Vereins Haus und Grund und die Gemeinschaft der Wirte in Friedberg an. Nach den Vorstellungen des Forums solle der Kaiserstraße „ein neuer Rhythmus mit neuen Impulsen gegeben werden“, sagte Kölsch.

Die Kaiserstraße benötige „mehr Flair“, um für die Bürger attraktiver zu werden

 

Der Architekt plädierte dafür, die Straße als Marktplatz und Eventfläche mit großzügigen Plätzen und Kreisverkehren zu gliedern. Kreisel sollen nach den Vorstellungen des Friedberg-Forums auch den Elvis-Presley-Platz an den Einmündungen der Wolfengasse und der Haagstraße in die Kaiserstraße begrenzen. So sollte nicht bloß die Fahrbahn betrachtet werden, an der entlang die Flächen neu gestaltet werden. Stattdessen müsse der komplette Stadtraum vom Platz vor der Einfahrt in die Burg bis zum Europaplatz als Einheit gesehen werden. Diese große Fläche gelte es zu gliedern und an die Bedürfnisse der Bürger, Passanten, Händler und Verkehrsteilnehmer anzupassen.

Das Areal vor dem Burgtor will das Forum als großzügigen freien Raum gestalten. Das Areal des Elvis-Presley-Platzes könnte nach den Vorstellungen der Initiative durch eine einheitliche Pflasterung markiert werden. Friedrich-Wilhelm Durchdewald sagte als Sprecher des Forums, die Kaiserstraße benötige „mehr Flair“ und müsse für die Bürger attraktiver werden.

Die Umgestaltung der Einkaufsstraße dürfe „nicht an der Ladentür enden“

 

Bürgermeister Keller sagte, es sei noch zu früh, um eine Aussage zur Zukunft der Bäume zu treffen. Er sprach sich abermals dafür aus, die Kaiserstraße als Gesamtensemble zu sehen. Neben der Fahrbahn, den Gehwegen und den Baumreihen gehörten zu ihr auch die zahlreichen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aus mehreren Epochen, die von den großen Bäumen weitgehend verdeckt würden. Keller sprach sich dafür aus, im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Kaiserstraße die Kanalisation zu erneuern. Die Umgestaltung der Einkaufsstraße dürfe auch „nicht an der Ladentür enden“. Es sei geplant, im Zuge des Sanierungsprogramms Umbauten von Geschäften und Gaststätten finanziell zu fördern.

Nach den Worten Kellers wird der Magistrat nun die Anregungen aus der Bürgerschaft gewichten und bewerten und den Stadtverordneten eine Beschlussempfehlung zur Abstimmung vorlegen. Vorgesehen ist, noch vor der Sommerpause über die künftige Gestaltung der Kaiserstraße zu entscheiden. Mit den Arbeiten zur Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes soll nach Worten Kellers im nächsten Jahr begonnen werden.

 

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Frankfurter Neue Presse

Artikel vom 3.2.2012

 

Bürger planen neue Kaiserstraße

Sollen Bäume weg oder nicht? Kreisverkehr ja oder nein? Der Magistrat will bis Sommer Stellung beziehen

Die Kaiserstraße soll umgebaut werden – so viel ist Konsens. Vielen Bürgern blutet jedoch das Herz angesichts drohender Baumfällungen. Deutlich wurde das bei einer gemeinsamen Sitzung von Haupt- und Finanz- sowie Bauausschuss und Ortsbeirat, bei der die Einwohner mitdiskutieren durften. Auch das Thema Verkehrskreisel lässt manchen nicht kalt. 2013 soll der Startschuss am Elvis-Presley-Platz fallen.

Von Petra Ihm-Fahle

Friedberg. Zeigt seine Ideen für den Umbau der Friedberger Kaiserstraße: Friedrich-Wilhelm Durchdewald (rechts) mit dem Stadtverordneten Florian Übelacker. Foto: Petra Ihm-FahleZeigt seine Ideen für den Umbau der Friedberger Kaiserstraße: Friedrich-Wilhelm Durchdewald (rechts) mit dem Stadtverordneten Florian Übelacker. Foto: Petra Ihm-Fahle "Haben sich überhaupt Bürger gemeldet, die Schäden an ihren Kanälen haben?", fragt die Zuhörerin energisch. Ihre Stimme hebt sich ein weiteres Mal: "Mir kommt es vor, als werde dieser Kanalhorror genutzt, um ein Argument zur Baumfällung zu finden!" Bürgermeister Michael Keller (SPD) schüttelt den Kopf: "Das ist eindimensional gedacht. Hinter uns steht der Staatsanwalt. Wir sind gehalten, ordnungsgemäße Kanalisation vorzuhalten."

Steine des Anstoßes

 

Emotionale Töne nach den Präsentationen von Keller, der Initiative "Friedberg-Forum", die eigene Pläne erarbeitete, und des Leiters vom städtischen Tiefbauamt, Tobias Kolckhorst. Zwei Steine des Anstoßes gab es. Zu Beginn hatte Keller die Anregungen aus der Bürgerversammlung vom August resümiert und die Stellungnahmen der Verwaltung bekanntgegeben. Bei dieser Auflistung kam das Wort Baum kaum vor. Die Debatte um die drohende Fällung der alten Lindenallee hatte bei der Versammlung aber den größten Raum eingenommen. 3500 Unterschriften für den Erhalt sammelte die Bürgerinitiative (BI) Pro Baum. Kellers Auslassung schmeckte daher vielen Zuhörern nicht, ebenso wenig wie die Ausführungen des Leiters vom Tiefbauamt. Kolckhorst war auf das Ver- und Entsorgungsnetz entlang der Kaiserstraße eingegangen: Abwasserkanäle, Strom- Gas- und Wasserleitungen beispielsweise. Prüfungen ergaben, dass die Kanalrohre Ende des 19. Jahrhunderts verlegt wurden. "Die Rohre sind teilweise beschädigt, unter anderem durch Wurzeleinwuchs."

Die Planung der Stadt sieht vor, die Gewächse weit genug von den Hauswänden wegzusetzen – neue Bäume, nicht die alten. Marion Götz (SPD), Vorsitzende vom Haupt- und Finanzausschuss, sprang Keller bei. Die Stadtregierung habe sich mit dem Stichwort Bäume sehr wohl befasst. Ein Papier – sie hielt es hoch – liege allen Parlamentariern vor. Es sei nur noch nicht ausgearbeitet. "Darum wollte der Magistrat das heute noch nicht behandeln."

Verkehr verlangsamen

 

Anderer Aufreger waren die zwei Verkehrskreisel, die das "Friedberg-Forum" in seinen Plänen vorsieht. Sie sollen als Ein- und Ausfahrt den Elvis-Presley-Platzes markieren und den Verkehr entschleunigen. Der Friedberger SPD-Chef Marc Bansemer stellte sich gegen die Kreisel: Seiner Ansicht nach werde ein gewisses Klientel Autofahrer – Leute mit Zeit und Sonntagsfahrer – die Kreisel nutzen, um auf der Suche nach einem schönen Parkplatz endlos Bahnen zu ziehen.

Friedrich-Wilhelm Durchdewald (Friedberg-Forum) nannte das Argument nachdenkenswert. Er halte die Kreisel im Hinblick auf die Verkehrssicherheit für wichtig. "Dadurch sinkt die Unfallquote ab." Nachts seien Autos oft zu schnell auf der Kaiserstraße unterwegs. Laut Bürgermeister Keller werden alle Anregungen geprüft und gegebenenfalls in die Beschlussvorlage des Magistrats einfließen. Sie soll bis zur Sommerpause vorliegen.

 

 

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Wetterauer Zeitung
 
Artikel vom 05.02.2012 - 09.00 Uhr
Kaiserstraßen-Umstaltung: Großes Interesse an Sitzung

 

Friedberg (bf). Eine »Zwischenstation« in Sachen Kaiserstraßen-Umgestaltung sorgte am Donnerstagabend für einen proppenvollen Saal 1 des Rathauses. Zur gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, des Ausschuss für Bauwesen, Planung, Umwelt und Konversion sowie des Ortsbeirats der Kernstadt waren mehr Besucher als erwartet gekommen, so dass noch zusätzliche Stühle aufgestellt wurden.

 
 
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Friedrich-Wihelm Durchdewald mit dem Gestaltungsplan vom Friedberg-Forum.
 
 »Das ist ja eine kleine Bürgerversammlung«, freute sich Friedrich-Wilhelm Durchdewald vom Friedberg-Forum, das an diesem Abend den Parlamentariern seinen Gestaltungsplan vorstellen durfte.

Über das »breite Interesse« freute sich Marion Götz (SPD), die Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses, die für einen disziplinierten Sitzungsverlauf sorgte und die bei der Diskussion kleinere Scharmützel zum Thema »Bäume« konsequent unterband. Ziel der Veranstaltung sei es, einen Überblick über den aktuellen Planungsstand zu erhalten und darüber zu diskutieren.

So fassten die Mitglieder der beiden Ausschüsse und des Ortsbeirats einstimmig den formellen Beschluss, Beiträge der Zuhörer zuzulassen. Bürgermeister Michael Keller stellte zunächst eine Vorlage der Verwaltung vor, in der die Anregungen, die bei der Bürgerversammlung im letzten Jahr von den Bürgern auf die Flipcharts geschrieben worden waren, aus Verwaltungssicht kommentiert und bewertet wurden.

»Fließender Verkehr wäre der Verlierer«

Aufgeteilt war diese Übersicht in sieben Themenkomplexe, wobei das Thema »Bäume« ausgeklammert wurde, was später zu zahlreichen Redebeiträgen führte. »Der fließende Verkehr ist der Verlierer in dieser Situation«, stellte Keller zum Punkt »Nutzungsstruktur, weniger Verkehr auf der Kaiserstraße« fest. Ferner wies das Stadtoberhaupt darauf hin, dass »die Fahrbahn erkennbar bleiben muss, denn dies ist eine klare Auflage für die Förderung«.

Weitere Themen waren der Radverkehr, die Gestaltung der Kaiserstraße samt Platzcharakter, die Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes und natürlich »Parken« sowie der öffentliche Personennahverkehr. Die von Bürgern geforderte Reduzierung der Parkplätze nannte Keller eine »rein politische Entscheidung«. Keller selbst plädierte für Stellplätze auf der Kaiserstraße, denn »jeder Einkaufsmarkt hat heute genügend Parkplätze, und ein Einkaufszentrum Kaiserstraße benötigt Parkplätze«.

Vorschlag: Zwei Kreisverkehre

 

 

Kaiserstraßen-Umstaltung: Großes Interesse an Sitzung

 
Bemängelt wurde von mehreren Rednern, dass die Kanalproblematik erst jetzt in die Diskussion eingebracht wurde. »Das soll jetzt gegen die Bäume verwendet werden«, erklärte eine Baumschützerin. Dies wies Keller umgehend zurück, und ein Ausschussmitglied rief: »Da haben wir alle gepennt.«

Mehr Platz für Fußgänger forderte Paul Minturn, Inhaber des Tabakgeschäfts in der Haagstraße, und Kurt Kretschmer befürchtet, dass die geplanten Radfahrerschutzstreifen von den Autofahrern als Kurzparkplätze genutzt werden.

Keller fasste schließlich den Abend kurz zu zusammen: »Hier gibt es ein gemeinsames Ringen um die Straße.« Marion Götz dankte dem Friedberg-Forum: »Wir sind froh, dass wir so viele Bürger haben, die ihr Know-how einbringen.« Zuvor hatte Jürgen Schäfer vom Friedberg-Forum darauf hingewiesen, dass »wir das alles ehrenamtlich machen«, und er hatte sogar ein Lob an die Kommunalpolitiker gerichtet: »Wir haben durchaus bemerkt, dass sie uns ernst nehmen.«

Umfassende Information zugesagt

Götz versprach, ebenso wie Weitzel, die Bürger weiter umfassend zu informieren und zu beteiligen. Schließlich beantwortete Keller noch eine Frage aus dem Publikum, ob es einen Zeitplan gebe. Der Magistrat werde versuchen, bis zu den Sommerferien eine Vorlage auf den parlamentarischen Weg zu bringen. »Ich persönlich hoffe, dass wir 2013 am Elvis-Platz mit der Umgestaltung beginnen können. Das ist mein Ziel.«

Ob dies so wird, werden die nächsten Monate zeigen. Für Gesprächsstoff ist genügend gesorgt, wie die Diskussionen in vielen kleinen Gruppen nach Ende der dreistündigen Veranstaltung zeigten.

Vier Schwerpunkte setzten Friedrich-Wilhelm Durchdewald und Matthias Kölsch bei der Vorstellung des Konzepts des Friedberg-Forums (die WZ berichtete ausführlich). Kölsch erläuterte die Vorschläge des Forums für den Platz vor der Burg, für Kreisverkehre an den Einmündungen Wolfengasse und Haagstraße verbunden mit der Gestaltung des Elvis-Presley-Platzes sowie zur »flexiblen Stadtraumgestaltung«.

Auf Wunsch Kellers erläuterte anschließend Tobias Kolckhorst vom Tiefbauamt der Stadt den Zustand des Abwassernetzes auf der Kaiserstraße. Wie er erklärte, schädigen die Wurzeln der Bäume das Kanalsystem.

Diskutiert wurde dann in der Reihenfolge der von Keller vorgetragenen Anregungen aus der Bürgerschaft. Nach einer Kritik des SPD-Vorsitzenden Marc Bansemer an den von Friedberg-Forum geplanten Kreiseln stand schnell das Thema Bäume im Mittelpunkt. Forstwirt Jürgen Schmalfuß von der Initiative »Pro Baum«, die 3500 Unterschriften gegen die Fällung der Bäume gesammelt hatte, unterstellte der Verwaltung, dass das Thema Bäume »bewusst nicht aufgeführt wurde«. Dem widersprach Keller: »Wir sind da noch nicht soweit.«

 
 
 
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Großes Interesse am Thema: Vollbesetzt ist der Sitzungssaal des Rathauses. (Fotos: bf)
 
Thema Bäume weiter Streitpunkt

»Es gibt keinerlei Festlegung, was mit den Bäumen passiert«, ergänzte Bauausschuss-Vorsitzender Horst Weitzel (Grüne), und Marion Götz versprach, mit »Argusaugen« darauf zu achten, dass dieses Thema nicht vom Tisch gewischt wird. Für Aufregung sorgte ein Redebeitrag von Bernd Messerschmidt (UWG), der der Pro-Baum-Initiative vorwarf, »dass die Leute gar nicht wussten, was sie unterschrieben«. »Das ist lächerlich«, konterte Schmalfuß, der sich vehement gegen eine »Freistellung der Fassaden« durch die Entfernung der Bäume aussprach: »Die Menschen kommen auch wegen der Bäume in die Stadt.«

Ganz anderer Meinung war da Karel Marel, der seit zwei Jahren ein kleines Geschäft auf der Kaiserstraße betreibt: »Die Leute kommen wegen der Geschäfte.« Marel appellierte an die Hausbesitzer: »Mieten müssen bezahlbar sein.« Ginge es nach Marel, müssten die Bäume so weit weg wie möglich von den Fassaden umgepflanzt werden.

Kaiserstraßen-Umstaltung: Großes Interesse an Sitzung

 

Bemängelt wurde von mehreren Rednern, dass die Kanalproblematik erst jetzt in die Diskussion eingebracht wurde. »Das soll jetzt gegen die Bäume verwendet werden«, erklärte eine Baumschützerin. Dies wies Keller umgehend zurück, und ein Ausschussmitglied rief: »Da haben wir alle gepennt.«

Mehr Platz für Fußgänger forderte Paul Minturn, Inhaber des Tabakgeschäfts in der Haagstraße, und Kurt Kretschmer befürchtet, dass die geplanten Radfahrerschutzstreifen von den Autofahrern als Kurzparkplätze genutzt werden.

Keller fasste schließlich den Abend kurz zu zusammen: »Hier gibt es ein gemeinsames Ringen um die Straße.« Marion Götz dankte dem Friedberg-Forum: »Wir sind froh, dass wir so viele Bürger haben, die ihr Know-how einbringen.« Zuvor hatte Jürgen Schäfer vom Friedberg-Forum darauf hingewiesen, dass »wir das alles ehrenamtlich machen«, und er hatte sogar ein Lob an die Kommunalpolitiker gerichtet: »Wir haben durchaus bemerkt, dass sie uns ernst nehmen.«

Umfassende Information zugesagt

Götz versprach, ebenso wie Weitzel, die Bürger weiter umfassend zu informieren und zu beteiligen. Schließlich beantwortete Keller noch eine Frage aus dem Publikum, ob es einen Zeitplan gebe. Der Magistrat werde versuchen, bis zu den Sommerferien eine Vorlage auf den parlamentarischen Weg zu bringen. »Ich persönlich hoffe, dass wir 2013 am Elvis-Platz mit der Umgestaltung beginnen können. Das ist mein Ziel.«

Ob dies so wird, werden die nächsten Monate zeigen. Für Gesprächsstoff ist genügend gesorgt, wie die Diskussionen in vielen kleinen Gruppen nach Ende der dreistündigen Veranstaltung zeigten.

 
 


Wetterauer Zeitung , Artikel vom 21.05.2011 - 15.00 Uhr
 
Grünes Licht für rot-grüne Stadtregierung

Friedberg (ütz). Der SPD-Vorstand und die Fraktion hatten schon längst entschieden, und am Donnerstagabend folgte die SPD-Mitgliederversammlung dem Beschlussvorschlag: Friedberg soll demnach in der neuen Wahlperiode von einer rot-grünen Koalition regiert werden; einstimmig beauftragten die Mitglieder den Vorstand, mit den Grünen einen Koalitionsvertrag abzuschließen.

 
 
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Freuen sich über die künftige Zusammenarbeit (v.l.): der SPD-Fraktionsvorsitzende Mark Bansemer, die SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Götz, der Grünen-Fraktionsvorsitzende Horst Weitzel und Grünen-Sprecher Johannes Contag. (Foto: pv)
 Der Vorstandsbeschluss war nach den Sondierungsgesprächen gefasst worden, die mit der CDU und den Grünen geführt worden waren. Dabei habe es sich herausgestellt, berichtet der SPD-Vorsitzende Mark Bansemer, dass es mit den Grünen »eine größere Schnittmenge« gegeben habe.
Für die CDU bedeutet der SPD-Beschluss, dass sie - obwohl sie aus der Kommunalwahl mit knappen Vorsprung vor der SPD als stärkste Partei hervorging - in die Opposition gehen muss. Dort befinden sich auch UWG, FDP und Linkspartei, die bei den Sondierungsgesprächen keine Rolle gespielt hatten, weil mit ihnen ohnehin keine Mehrheit zustande gekommen wäre, egal in welcher Konstellation.
Mit der neuen rot-grünen Konstellation in der Stadtverordnetenversammlung ist auch klar, dass die Tage von Peter Ziebarth als Erster Stadtrat nach nur eine Amtsperiode gezählt sind. Diese läuft noch bis Ende nächsten Jahres; danach soll den Grünen der Posten des Ersten Stadtrats zugestanden werden. Dass Personalien bei den Gesprächen auch eine wichtige Rolle gespielt haben, bestätigten Bansemer und der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Horst Weitzel. Weitzel hatte schon während der laufenden Verhandlungen gegenüber der WZ erklärt, dass die Neubesetzung der Stadtratsstelle eine unumstößliche Bedingung der Grünen sein werde.
Wie er sagte, seien die Verhandlungen mit CDU und SPD »hervorragend gelaufen«. Letztlich habe man sich für die SPD entschieden, weil sich die Grünen mit ihr eine größere Umsetzbarkeit der ins Auge gefassten Themen verspreche. Denn es sei klar, dass der bisherige Bürgermeister, Michael Keller (SPD), auch der neue sein werde. Die Neuwahl des Bürgermeisters findet im September statt, und die Grünen werden nun wegen der Zusammenarbeit mit der SPD keinen Gegenkandidaten aufstellen.
In Sachfragen, so Bansemer und Weitzel unisono, habe es in weiten Teilen auch Übereinstimmung mit der CDU gegeben. Themen, die SPD und Grüne nun gemeinsam angehen wollen, sind eine Neuausrichtung der Stadtwerke, die neben dem Gasverkauf auch zu einem Dienstleister für erneuerbare Energien werden sollen. Einigkeit herrschte auch darin, dass die Kindergärten angesichts der von der Bundesregierung verlangten Krippenplätze bis 2013 personell entsprechend ausgestattet werden müssen.

Die Konversion der Housing Area (hier soll sich die Wohnungsbaugesellschaft am Bieterverfahren beteiligen) und der Kaserne - dort wünschen sich SPD und Grüne einen Sportplatz) - wird ebenfalls als anstehende Aufgabe betrachtet. Das Hauptthema freilich ist die geplante Kaiserstraßen-Umgestaltung, bei der entgegen der vorliegenden Entwurfsplanung die Bäume - soweit nicht krank oder irgendwie gefährdend - erhalten bleiben und sogar im südlichen Bereich, wo noch keine stehen, neue gepflanzt sollen. Als ein wesentliches Problem nannte Weitzel noch die Stadthalle.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Olaf Beisel sagte, man wünsche der neuen Koalition »gutes Gelingen«. Die CDU werde die Beschlüsse kritisch begleiten und sich auf eine gute Oppositionsarbeit einstellen.

Wie Beisel gestern berichtete, gibt es einen Vorstandsbeschluss vom Donnerstag, demzufolge nun ein CDU-Kandidat für die Bürgermeisterwahl gesucht werden soll. Da diese nicht mehr weit hin ist, solle dieser bis zur nächsten Vorstandssitzung Anfang Juni gefunden sein.

 

 

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Es gab in Friedberg jedoch auch mal eine Zeit, da machten sich unsere Politiker Sorgen um das Wohlergehen der Bäume, wie nachstehender Artikel zeigt:

Dass Bäume in dieser Stadt schon einmal einen höheren Stellenwert hatte, zeigt dieser Artikel:

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.1994, Nr. 298, S. 58

Grüninseln um die Bäume
Friedberger Kaiserstraße soll freundlicheres Bild abgeben
was. FRIEDBERG. An eine umfassende Umgestaltung der Kaiserstraße, beispielsweise 
zu einer Flaniermeile, ist kaum zu denken, bevor nicht die Westumgehung als weiterer 
Bundesstraße 3a fertiggestellt ist und damit die schier endlosen Blechkarawanen 
des Durchgangsverkehrs aus der Friedberger Innenstadt herausgenommen
werden können. Gleichwohl wird die Stadt im Vorgriff auf eine spätere Einkaufsstraße im 
kommenden Jahr mit einem ersten Schritt zu Verbesserungen auf der Kaiserstraße beginnen.
An der Ostseite der Straße sollen die Bäume durch kleine Grünzonen günstigere 
Lebensbedingungen erhalten. Davon verspricht man sich im Rathaus auch einen Beitrag,  
das Straßenbild freundlicher zu gestalten. Zum anderen wird die Stadt die Parkplätze 
neu ordnen und zusätzliche Fahrradstellplätze schaffen, um einen Anreiz zu schaffen, 
auf das Auto zu verzichten. Die Kosten für diese Investitionen von insgesamt rund 
130000 Mark hat das Stadtparlament gebilligt. Die Vorhaben, mit der Polizeidirektion, 
den Denkmalpflegern sowie dem Einzelhandelsverband abgestimmt, sollen im 
Frühjahr begonnen werden. Anlaß für die geplanten Veränderungen gab der Zustand 
der Alleenbäume, die in jüngster Zeit immer mehr unter ihren Standorten direkt an den 
Parkplätzen litten. Viele Autofahrer, so die Erkenntnis beim Stadtbauamt, fahren so dicht  
an die Bäume heran, daß Stämme beschädigt werden und die Wurzeln kaum noch die  
Möglichkeiten haben, die Kronen mit Nährstoffen zu versorgen. Die Folge: Allein in den  
zurückliegenden Monaten mußten wieder mehrere der dahinsiechenden Bäume 
gefällt werden.Für Abhilfe sollen nun kleine Inseln sorgen. Auf einer Fläche von rund 
zehn Quadratmetern wird rund um die Bäume der Pflasterstein entfernt und durch 
Grasflächen ersetzt. Die Neugestaltung will die Stadt zudem nutzen,
Behinderten entgegen zu kommen. So wird sich die Zahl der Behindertenparkplätze 
verdreifachen. Um insbesondere Rollstuhlfahrern mehr Sicherheit
beim Ein- und Aussteigen zu geben, will man zusätzlich den Kopfstein entfernen 
und durch Betonpflaster ersetzen.Vorgesehen ist außerdem, an den Fußgänger-
überwegen zwischen den Einmündungen von Haagstraße und Judengasse 
die Bordsteine auf das Niveau der Gehwege abzusenken.Zu den bislang 
etwa 20 entlang der Kaiserstraße installierten Fahrradständernsollen weitere 
40 hinzukommen, die, in Gruppen, angeordnet vor größeren Geschäften 
ihre Standorte bekommen. Gegen Ende des kommenden Jahres soll dann auch an der
Westseite der Kaiserstraße Hand angelegt werden. Auch dort werden um die Bäume 
Grüninseln angelegt und Fahrradständer installiert.

 

 

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Frankfurter Rundschau Bad Vilbel 16.8.2011
 
 
Alte Fassaden und junge Bäume
 

Friedberg Angeregte Debatte über die Gestaltung der Kaiserstraße

Zu verkehrsorientiert: So bewerten Bürger die Pläne zur Neugestaltung der Kaiserstraße. Während einer Informationsveranstaltung der Stadt, zu der mehr als 600 Interessierte in die Stadthalle kamen, wurde außerdem die neue Allee kritisiert.

Nach dem Entwurf von Jörg von Mörner aus Darmstadt soll der Raum für den Straßenverkehr von zwölf auf 7,5 Meter eingeengt werden. Die Zahl der Fahrzeuge soll von derzeit rund 22000 am Tag nach dem Umbau auf etwa 12000 sinken. Fußgänger und Radler sollen laut Bürgermeister Michael Keller (SPD) die Profiteure der neuen Kaiserstraße sein. Die Fahrradfahrer werden auf beiden Straßenseiten abgezeichnete Schutzstreifen erhalten und die Flaneure breitere Gehwege.

Das Anfang des Jahres von Stadtmarketing, Gewerbeverein Region Friedberg und IHK Gießen-Friedberg gegründete Friedberg Forum hat hierzu einen Gegenentwurf ins Spiel gebracht, den Architekt Matthias Kölsch vorstellte. Die Kaiserstraße sei als Stadtraum von der Burg bis zum Europlatz zu betrachten. Zudem solle sie mit „Blickfängen rhythmisiert werden“, etwa durch Kreisverkehr.

Der Elvis-Presley-Platz soll das Zentrum des Marktplatzes bilden, über den der Verkehr rollen kann. Der alte Baumbestand mit seinen mächtigen Linden soll so weit wie möglich in die neue Allee integriert werden. In diesem Punkt wie auch bei dem stärkeren Zurückdrängen des reinen Durchgangsverkehrs in der Kaiserstraße wünschte sich Kölsch von den politisch Verantwortlichen ein mutigeres und radikaleres Herangehen.

Das im Mörner-Konzept enthaltene radikale Entfernen der alten Bäume zugunsten einer neuen Allee stieß nicht nur bei Naturfreunden wie Pro Baum-Friedberg 21 auf Kritik. Bürgermeister Keller konnte mit dem Argument, dass die historischen Hausfassaden wegen der Linden nicht mehr zur Geltung kämen, nur bedingt überzeugen. Jürgen Faust vom Nabu misst den Linden einen besonderen ökologischen Wert zu. Sie produzierten für bis zu 20 Personen Sauerstoff pro Tag, filterten große Mengen Staub und trügen zu einem kühlen Mikroklima bei.

Die jungen Bäume in der geplanten Allee benötigten rund 100 Jahre, bis sie diese Funktionen übernehmen könnten, so Faust. Er nannte es ökologisch unsinnig, gesunde Bäume zu fällen, um junge zu pflanzen.

Es entspreche auch nicht mehr der modernen Vorstellung von einer Allee, deren Bewuchs exakt auszurichten, meinte Faust. „Friedberg muss dauerhaft seine schönen Fassaden zeigen, nicht nur im Winter“, sagte Lothar Kreuzer, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Nötig sei allerdings, dass die „historischen Fassaden aufgearbeitet“ würden. Eine Besucherin widersprach: „Vor eine alte Fassade gehört auch ein alter Baum.“

Die Anregungen und Kritik würden von der Stadt protokolliert und sollten bei der Ausarbeitung des Mörner-Konzepts auf „fachlicher Ebene gewürdigt“ werden, versicherte Bürgermeister Keller. Danach geht der Plan in den Magistrat, dann in die zuständigen Ausschüsse und schließlich in die Stadtverordnetensitzung.

Laut Keller wird möglicherweise im Herbst eine Entscheidung getroffen. Die Stadt hat bereits einen Antrag beim Land gestellt, in dem sie um einen Zuschuss zu den Gesamtausgaben in Höhe von knapp 4,4 Millionen Euro bittet. In drei Abschnitten soll der Umbau der Kaiserstraße erfolgen. Begonnen werden soll im kommenden Jahr mit dem Elvis-Presley-Platz. Nach derzeitigem Zeitplan könnte die Kreisstadt bis 2015 ihr neues Herz erhalten.

 

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Wetterauer Zeitung
Artikel vom 11.08.2011 - 11.04 Uhr
 

Kaiserstraße: »Erst Bürgern zuhören, dann entscheiden«

Friedberg (jw). Die Bürger sollen mitreden: Das ist das Credo von Bürgermeister Michael Keller (SPD) in Sachen Umgestaltung der Kaiserstraße. Die Entwurfsplanung ist für Keller das, was ihr Name sagt: »Der Entwurf einer Planung.« Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die WZ hat Keller zu seinen Vorstellungen befragt.

 
 
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Bürgermeister Michael Keller favorisiert eine neue Allee auf der Kaiserstraße, die wieder den Blick auf die Häuser erlaubt. (Foto: jw)
 
 Herr Keller, die Frage, die am meisten diskutiert wird, wenn die Sprache auf die Umgestaltung der Kaiserstraße kommt, lautet: Soll die Lindenallee im alten Bestand erhalten bleiben oder durch neue Bäume ersetzt werden?

Michael Keller: Eine neue Allee bekommt von mir eine Note, die ganz oben auf der Skala steht, alle anderen Lösungen bekommen eine schlechtere Note, vielleicht ein »befriedigend« oder »ausreichend«. Wobei ich weiß: Die Kaiserstraße ist kein Einkaufszentrum, sondern eine lebendige Stadt. Soll heißen: Im Einkaufszentrum hat einer das Sagen, bei uns ist Bürgerbeteiligung angesagt. Aber bitte argumentativ.

CDU und UWG haben klar Stellung bezogen, sie wollen eine neue Allee. Die Grünen sind klar gegen die Fällung der Bäume. Die SPD ist eigentlich für die Fällung, wartet aber die Bürgerversammlung ab. Mogelt sich ihre Partei in dieser Frage durch?

Keller: Nein, das ist keine Mogelpackung. Ich könnte jetzt sagen: Es freut mich, dass CDU und UWG klar Stellung beziehen, weil sie einem Vorschlag aus der Verwaltung folgen. Aber es gilt: Wir wollen die Bürgerbeteiligung. Es wäre nicht schlecht, wenn die Stadtverordneten bei dieser Frage erst einmal den Bürgern zuhören und dann die Argumente bewerten. So machen das der Bürgermeister und die SPD.

Die BI Pro Baum Friedberg hat sich in der Infobroschüre der Stadt noch einmal klar für den Erhalt der alten Bäume ausgesprochen, es wurden Unterschriften gegen die Fällung gesammelt. Wie schätzen sie die Stärke der BI ein?

Keller: Das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist die Gewichtung der Argumente. Selbst wenn am Freitagabend 70 Prozent der Anwesenden gegen die Fällung und 30 Prozent dafür sind oder umgekehrt, schauen wir nicht darauf, wer kommt und wer nicht. Wir zählen keine Köpfe, wir wägen die Argumente ab.

Eine Befürchtung lautet: Wenn es eine neue Allee gibt, sind das doch nur Mini-Bäume, die erst in Jahren eine stattliche Größe erreicht haben.
 

Keller: Es wird keine »Discount-Bäumchen« geben. Wir brauchen straßengestaltende Bäume und keine Bäume, die erst nach Jahrzehnten gestaltend wirken. Die müssen mit der Krone ans Ende des ersten Stockwerks der Häuser reichen. Und sie müssen, ganz wichtig, wieder den Blick auf die historischen Fassaden erlauben. Deshalb müssen sie von der Häuserfront abgerückt werden.

Der Magistrat hat ein Gutachten über die alten Bäume in Auftrag gegeben. Wie lautet das Ergebnis?

Keller: Dass die Bäume durchaus noch eine Lebenszeit von einigen Jahrzehnten haben. Ich will aber dem Gutachter nicht vorgreifen, er wird am Freitagabend anwesend sein und den Bürgern Rede und Antwort stehen.

Das Entwurfskonzept wurde im Februar vom Stadtparlament beschlossen, erst jetzt, im August, gibt es eine Bürgerversammlung zu diesem für Friedberg zentralen Thema. Warum so spät?

Keller: Die Kommunalwahl lag dazwischen, da gab es andere Prioritäten. Und natürlich hat die Verwaltung ein Recht auf Urlaub. Dafür haben wir jetzt eine erstklassige Bürgerbeteiligung. Unsere Infobroschüre wurde von vielen Bürgermeistern gelobt, so etwas braucht seine Zeit. Bei der Bürgerversammlung arbeiten wir mit einer externen Moderation, das hat es so noch nicht gegeben, wird aber diesem wichtigen Thema gerecht.

Wie geht es nach der Bürgerversammlung am Freitag weiter? Es gibt ja Stimmen, die sagen, der Umgestaltungsplan stehe ohnehin fest, daran werde sich nichts ändern.

Keller: Das sehe ich völlig anders. Wir sammeln die Anregungen der Bürger, die wir sehr ernst nehmen. Diese Ideen werden wir im Magistrat diskutieren, das Ergebnis wird der Stadtverordnetenversammlung zugeleitet, und die entscheidet dann. Am Freitagabend, das muss klar sein, geht es nicht um eine Entscheidung, es geht um die Argumentation. Wir sind für jede Anregung dankbar. Ich nenne Ihnen ein Beispiel. Ein Friedberger Bürger, Manfred Schäfer, hat uns darauf hingewiesen, dass der Platz vor der Burg, um ihn angemessen zur Geltung zu bringen, eine Pflasterung benötigt, keinen Asphalt. Und er hat recht. In Sachen Kaiserstraße sind alle Bürger Experten, weil sie tagtäglich dort unterwegs sind.

Was versprechen Sie sich denn von der Umgestaltung der Kaiserstraße?

Keller: Unser großes Ziel ist es, links und rechts der Straße frischen Schwung reinzukriegen. Die Stadt macht mit der Umgestaltung eine enorme Vorleistung, damit die Kaiserstraße als Einkaufsmeile wieder in der obersten Liga spielt. Wir wünschen uns Initiativen der Hauseigentümer, der Geschäftsinhaber und Gaststättenbetreiber. Wir brauchen viel Frequenz, wollen städtisches Leben, neue Urbanität. Gelingt das, kann die Kaiserstraße auch wieder zu einer der besten Wohnlagen in der Stadt werden. Also: Die Umgestaltung ist ein großes Konjunkturprogramm für das, was links und rechts der Kaiserstraße geschieht.

Ein Konjunkturprogramm, das die Stadt viel Geld kostet.

Keller: Wir sind mit dem Land im Gespräch, klären die Bezuschussung ab. Alleine kann Friedberg dieses Millionen-Projekt nicht schultern.

Und wann geht’s los?

Keller: Es gibt noch keinen Termin für den ersten Spatenstich und es rücken auch nicht morgen die Arbeiter mit der Motorsäge an. Den Anfang macht die Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes, das ist für 2012/13 geplant.

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Wetterauer Zeitung
Artikel vom 23.03.2011 - 10.36 Uh
 
Protest gegen geplante Baumfällung in der Kaiserstraße

 

Friedberg (ütz). Dass die Kaiserstraße umgestaltet werden soll, ist in der Stadt unumstritten. Kritik gibt es jedoch ein einigen Punkten der Planung, und ein ganz dicker dabei ist die vorgesehene Fällung des gesamten Baumbestands.

 
 
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Jürgen Schmalfuß beim Ankleben der gelben Zettel am Samstag. (Foto: pv)
 
Unveränderbar ist die Planung nicht; sie soll in einer Bürgerversammlung nach der Sommerpause der Bevölkerung vorgestellt und mit ihr diskutiert werden. Sicher ist schon jetzt, dass sich dabei die Gegner der Fällung Gehör verschaffen werden.
Sie haben mit ihrem Widerstand bereits begonnen. Ein knappes Dutzend Friedberger hat sich zusammengefunden und am Samstagmorgen mit einer Aktion in der Kaiserstraße auf sich aufmerksam gemacht: Flugblätter wurden verteilt und die Stämme der Bäume mit gelben Zetteln mit der Aufschrift »Baum ab? - Nein danke« versehen. Die Zettel wurden freilich am Montag von Bauhofmitarbeitern auf Anordnung von Bürgermeister Michael Keller wieder entfernt.
Initiator der Aktion war der Diplom-Forstingenieur Jürgen Schmalfuß. Ihm will es, wie seinen Mitstreitern, nicht in den Kopf, dass ein Baumbestand, der 60 bis 70 Jahre alt ist - teilweise auch jünger, weil Bäume ersetzt werden mussten -, verschwinden soll. Er nennt das Beispiel Mainzer-Tor-Anlage, wo vor Jahren ebenfalls die gesamte Allee gefällt und junge Bäume gepflanzt wurden: »Das sieht ja jetzt gartenarchitektonisch ganz schön aus; nur aus ökologischer Sicht sind dort 50 Jahre für die Stadt verloren.«

Gleiches drohe bei einer Komplettfällung der Kaiserstraßen-Bäume: »Die ganze ökologische Funktion wäre weg; Friedberg würde auf Jahrzehnte verändert.« Abgesehen davon, dass die Lindenallee stadtbildprägend sei und das Flair der Kaiserstraße ausmache, habe sie neben ihrer historischen und ästhetischen Bedeutung vielfältige ökologische Funktionen wie Schattenspende, Sauerstoff-Produktion und damit Reduzierung von CO2, Lärm- und Staubfilterung, Nistmöglichkeiten für Vögel und Förderung eines angenehmen Innenstadtklimas.

»Nur diese großen Altbäume erfüllen die volle Funktion«, so Schmalfuß. Jahrzehntelang seien immer wieder Bäume nachgepflanzt, die Baumscheiben vergrößert und Schutzbügel errichtet worden. Nun solle das alles verschwinden. Schmalfuß hat, wie er berichtet, am Samstag alle Bäume kartiert und auch begutachtet. In Einzelfällen könne man über eine Fällung reden, sagt er, aber die gesamte Allee zu entfernen wäre ein Unding.

Protest gegen geplante Baumfällung in der Kaiserstraße

 
Erstaunt sei er über die Reaktion der Passanten gewesen: »Dies meisten wussten gar nichts von der geplanten Fällung.« Und sie seien entsetzt gewesen: »99 Prozent der Leute haben gefragt, ob die wahnsinnig sind.« Gerade ältere Friedberger hätten berichtet, »dass sie schon vor 50 Jahren unter den Bäumen gesessen und Eis gegessen haben«. Die Ablehnung sei überwältigend gewesen. Ein Aspekt sei auch, dass die Fällung »so richtig Geld kosten würde«.

Wie Schmalfuß berichtet, sei man noch keine Bürgerinitiative, »aber wir stehen kurz vor einer Gründung«. Dabei müsse klar sein, dass man von Parteien unabhängig sei. Auf jeden Fall wolle man breite Bevölkerungskreise auf die Planung aufmerksam machen. Schmalfuß: »Umgestaltung der Kaiserstraße ja, aber unter Einbeziehung der alten Bäume. Sie gehören nämlich ebenso zur Geschichte Friedbergs wie die wunderschönen alten Häuser.«

Bürgermeister Keller sagte gestern zu seiner Anordnung, die Zettel von den Bäumen zu entfernen, dass sie ungenehmigt angehängt worden seien. »Wir wurden nicht gefragt, und wir wussten nicht, wer sie angeklebt hat.«

Inzwischen seien die Initiatoren bekannt, und man habe auch gar nichts gegen Willensbekundungen. Aber so, wie die Aktion gelaufen sei, dulde man sie nicht. Die Gegner der Fällung seien eingeladen, mit Ständen auf der Kaiserstraße oder Aktionen ihre Meinung zu vertreten. »Nur müssen sie sich dabei wie alle anderen auch an die Spielregeln halten.« 


 


Wetterauer Zeitung

Artikel vom 03.07.2011 - 07.25 Uhr

 

Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen unterzeichnet

Friedberg (ütz). Mit den Unterschriften unter den Vertrag ist am Donnerstagabend im Rathaus die Koalition zwischen SPD und Grünen besiegelt worden. Dem Akt waren lange Verhandlungen vorausgegangen, die zwar intensiv, aber, so die Parteispitzen unisono, »fruchtbar« gewesen seien und »viel Spaß« gemacht hätten.

 

 

Der entscheidende Moment: Die Parteispitzen von SPD und Grünen unterschreiben den Koalitionsvertrag. Von links die SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Götz, der SPD-Vorsitzende Mark Bansemer, der Grünen-Vorsitzende Bernd Stiller und der Grünen-Fraktionsvorsitzende Horst Weitzel. Hinten SPD-Pressesprecher Michael Klaus, Bürgermeister Michael Keller und Grünen-Stadtrat Markus Fenske. (Foto: bf)

Es ist ein ehrgeiziges Programm zur Stadtentwicklung, das sich die Koalitionäre für die nächsten fünf Jahren vorgenommen haben. Betont wurde daher, dass alle geplanten Maßnahmen - unter anderem in den Bereichen Energiewende, Konversion oder Bildung - unter dem Vorbehalt stehen, dass sie auch bezahlt werden können. Eine wichtige, allerdings schon vorher bekannte Personalentscheidung beinhaltet der Vertrag ebenfalls: Den Grünen wird die Besetzung der Stelle des Ersten Stadtrats in etwa eineinhalb Jahren zugestanden. Als Kandidat hierfür gilt der Fraktionsvorsitzende Horst Weitzel.

Der Vertrag ist zehn Seiten stark und klopft viele Punkte bereits im Detail fest. Deshalb, berichteten die Vertreter der beiden Parteien, dauerten die Gespräche auch so lange. Es habe bei vielen Themen von vornherein Konsens geherrscht; gleichwohl sei intensiv beraten worden, wie sie umgesetzt werden können. Besonders wichtig war den Grünen das Thema Energiewende, zu der Friedberg, soweit es auf kommunaler Ebene möglich ist, seinen Teil beitragen soll. Es gehe dabei, erläuterte der Grünen-Vorsitzende Bernd Stiller, um Energieeinsparung und -effizienz und auch um die eigene Produktion von Energie. So sei es ein Ziel, dezentrale, regenerativen Energie bereitzustellen. Dazu soll der Anteil, den private Haushalte beispielsweise mit Solaranlagen oder Fotovoltaik bereits produzieren, gesteigert werden. Vor allem aber sollen die Stadtwerke neu ausgerichtet werden und sich neben dem Gas- und Wasserverkauf mehr auf Energieeinsparung und den Auf- und Ausbau sowie auf die Beteiligung an regionaler Energieproduktion mittels Windkraftanlagen, Biomasse und Photovoltaik konzentrieren.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Marion Götz berichtete zum Bereich Bildung und Soziales, dass Kinder schon früh bestmöglich gefördert werden sollen. Dazu gehöre der Ausbau des Krippenangebots, die Erweiterung der Betreuungszeiten und der Bau neuer Kindergärten an den 24 Hallen, in Ossenheim und in der Housing Area. Die konfessionellen Träger sollen bei der Erweiterung ihres Angebots von der Stadt unterstützt werden, ebenso Elterninitiativen, die schon Betreuung anbieten.

Angegangen werden soll auch das Thema Altstadt. Ein Gutachten über ein sogenannte Quartiermanagement liegt bereits vor, und es zeigt auf, dass durch den Zuzug vieler, überwiegend einkommensschwacher Ausländer aus allen Teilen der Welt Probleme entstanden sind, auf die nun reagiert werden soll. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Weitzel erläuterte dazu, dass für seine Partei das Thema Integration besonders wichtig sei. Vorgesehen sei daher in Verbindung mit der Nassauischen Heimstätte die Einrichtung eines Quartiermanagements, das versuchen werde, alle zusammenzuführen, die an einer funktionierenden Nachbarschaft interessiert sind. Vorgesehen ist unter anderem, eine der Gaststätten in einen Nachbarschaftsladen umzuwidmen. Ob und wie das alles funktioniert (hat), soll 2014 überprüft werden.

Beim Thema Verkehr soll die Richtung in Vermeidung gehen, so Weitzel, also zur Verlagerung vom Pkw hin zu Bahn, Bus, Rad und zu Fuß. Das bedeutet mehr Radwege; aber ein Hauptpunkt ist die Entwicklung des Bahnhofbereichs mit Barrierefreiheit zu den Bahngleisen, Busbahnhof, Radstellplätzen und WC, wobei hier die Bahn mit eingebunden werden müsse. In der Stadt selbst soll das Bussystem, das, so Weitzel, »bei einigen Linien regelrechte Stadtrundfahrten beschert«, überprüft werden. Beschlossen wurde auch, das System der Kreisverkehre vorm »Goldenen Fass« und an der Kleinen Unterführung mit dem Bau eines Kreisels am ehemaligen Kaufhaus Langer zu komplettieren.

Weitere wichtige Themen sind die Kaiserstraßenumgestaltung und die Konversion. Zu ersterem merkte SPD-Pressesprecher Michael Klaus an, dass hier nichts über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden werde. Hier - wie generell in allen anderen Bereichen - strebe die Koalition eine breite Bürgerbeteiligung an. Was die Kaiserstraßenbäume anbelangt, sei deren größtmögliche Erhaltung vorgesehen. Das Bauamt erstelle gerade einen neuen Plan, daher sei die Bürgerversammlung vor den Ferien nicht mehr möglich gewesen. Sie finde am 12. August statt.

Was die Konversion anbelangt, so soll die Stadt jenen Teil der Housing Area erwerben, den nicht bereits die Technische Hochschule gekauft hat, also etwa drei Viertel der vier Hektar großen Fläche. Dazu wurde ein Angebot über die Wohnungsbaugesellschaft abgegeben; entstehen sollen unter anderem größere Wohnungen zu bezahlbaren Preisen, Studentenwohnungen oder neue Formen des gemeinschaftlichen Wohnens, sagte Bürgermeister Michael Keller. Der SPD-Vorsitzende Mark Bansemer merkte an, »dass wir keine Luftschlösser bauen wollen«. Alle geplanten Vorhaben stünden daher unter einem Finanzierungsvorbehalt.

 

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 Wetterauer Zeitung

 

Artikel vom 01.07.2011

Erfreut über „Umdenken in der neuen Stadtregierung“
Bürgerinitiative Pro Baum Friedberg 21 informiert erneut auf der Kaiserstraße - „Unser Ziel ist noch nicht erreicht“


Erneut vertreten: Der Infostand der BI Pro Baum in der Kaiserstraße
 
Friedberg (pm). Obwohl das Schauerwetter am Samstagvormittag eher zur Eile denn zum Verweilen einlud, waren doch viele Passanten auf der Kaiserstraße bereit, sich über den aktuellen Stand der Planungen zur Kaiserstraße und vor allem zu den Bäumen zu informieren. Die Bürgerinitiative Pro Baum Friedberg 21 hatte dazu einen Stand aufgebaut und viele hatten bereits auf den in den Geschäften ausliegenden Unterschriftenlisten unterschrieben. Andere waren sofort bereit, die Anliegen der BI zu unterstützen.

"Die Bäume sind doch das einzig Schöne in der Kaiserstraße" hieß es oft. Manche wollten sich zunächst gründlicher informieren und studierten die auf den Tischen ausliegenden Pläne, in denen sowohl das vom Stadtparlament mit großer Mehrheit verabschiedete Planungskonzept auslag als auch der derzeitige Baumbestand mit roten Punkten ersichtlich war.

Zum Elvis-Presley-Platz regte jemand an: "Die Planer und alle Entscheidungsträger sollten einfach einmal einen Samstagvormittag lang auf dem Elvis-Presley-Platz sein und die Situation vor Ort auf sich wirken lassen. Dann kommt Realität in die Planungen und Entscheidungen ".
Ein anderer gebürtiger Friedberger, der heute nur zu Besuch war, meinte, es sei ein Glück, dass „die heutigen großen Bäume manche neuen Bausünden beziehungsweise ungepflegte alte Fassaden“ verdeckten.

Viele wünschten der BI gutes Gelingen und fragten, wann denn die vor der Sommerpause angekündigte Bürgerversammlung stattfinden solle. Es wurde auf die Zusage von der SPD-Fraktionsvorsitzenden Marion Götz verwiesen, diese Versammlung solle in der WZ groß angekündigt werden. Zwischenzeitlich wurde der BI von Stadtverordnetenvorsteher Hendrik Hollender als Termin der Freitag, 12. August, in der Stadthalle genannt, die Uhrzeit stehe noch nicht fest.

Wie Uwe Eckardt von der BI anmerkt, habe in den letzten Wochen offensichtlich ein Umdenken in der neuen Stadtregierung stattgefunden. Aussagen, dass entgegen der vorliegenden Entwurfsplanung „die Bäume - soweit nicht krank oder irgendwie gefährdend - erhalten bleiben“ (WZ vom 21. Mai) sein sehr erfreulich. „Unser Ziel ist jedoch noch nicht erreicht“, so Eckardt. Denn allzu oft seien in der Vergangenheit Ankündigungen nicht umgesetzt worden.

Weiterhin würden von der BI die Umgestaltungspläne zum Elvis-Presley-Platz kritisch beobachtet. Denn auch hier würden Baumfällungen von der Bürgerinitiative nicht toleriert.

„Dass wir hier auf dem richtigen Weg sind, zeigen auch die bereits über 3000 gesammelten Unterschriften“ so Eckardt.

 
 Streit um Baumfällung: »Die Allee ist unser kleines Stuttgart 21«
 
»Bürgerbeteiligung gehört an den Anfang von Planungsprozessen und nicht erst, wenn vollendete Tatsachen geschaffen wurden«, sagt Uwe Eckardt von der BI »Pro Baum«. Vor zwei Wochen hatte die BI bereits 700 Unterschriften gesammelt, inzwischen sind weitere hinzugekommen. »Komisch, dass die Listen auch in Geschäften ausliegen, die sich früher über die Bäume beschwert haben«, meint ein Friedberger. Die BI indes weiß zu berichten, dass manche Einzelhändler sogar einen zusätzlichen Baum zur Schattenspende vor ihrem Geschäft wünschten. »Man könnte die Bäume stehenlassen und Sitzbänke drum herum installieren«, meint ein Geschäftsinhaber. »Die Bäume können doch auch mitten auf dem Gehweg stehen. Schließlich bilden sie die «Grüne Lunge» der Innenstadt.«

Die BI arbeitet derzeit an einer Internetseite, Mitglieder anderer BIs aus Friedberg und Umgebung hätten sich der Initiative angeschlossen. »Leute, die einschlägige Erfahrungen mit Stadtverwaltungen haben und erfolgreich ihre Ziele für Naturschutz durchsetzen konnten«, sagt Eckardt. Die BI veranstaltet regelmäßig offene Treffen (Infos über pro-baum-friedberg21@online.de) und hat angekündigt, sich »kompromisslos für jeden einzelnen Baum auf der Kaiserstraße und dem Elvis-Presley-Platz einzusetzen«.

 

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Wetterauer Zeitung
Artikel vom  27.02.2011 - 11.00 Uhr
 

Entwurfskonzept für Umbau der Kaiserstraße beschlossen

Friedberg (jw). Die Kaiserstraße soll, nachdem die Ortsumgehung gebaut wurde, umgestaltet werden. Ideen wurden gesammelt, mittlerweile liegt ein überarbeitetes Entwurfskonzept vor, das als Grundlage für die weitere Planung des »ortsgerechten Ausbaus« dienen soll.

 
 
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Die schönste Allee der Stadt oder Problembäume für die Hausbesitzer? Die Grünen wehren sich gegen eine Fällung. Geplant ist, neue Bäume anzupflanzen. (Foto: nic)
 
 
 
Alles in Butter? Nicht ganz, meinen die Grünen. Sie kritisierten in der Parlamentssitzung am Donnerstag vor allem zwei Punkte: die Fällung der Allee und die Tatsache, dass kein originärer Radweg, sondern »nur« ein Fahrradstreifen vorgesehen ist. Das Entwurfskonzept wurde mit den Stimmen von CDU, SPD, UWG, FDP und Piratenpartei beschlossen, Grüne und Linke stimmten mit Nein.

Eine »hervorragende Idee« sei die Umgestaltung der Kaiserstraße, und auch »absolut notwendig für die Zukunft der Stadt«, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Horst Weitzel. »Wir brauchen eine attraktive Einkaufsstraße.« Aber nicht so, wie geplant. Warum, fragte Weitzel, müssen für den Umbau gesunde Bäume weichen? »Ihr macht eine der schönsten Alleen der Stadt zunichte, und dies nur, weil die Bäume in die Gestaltungswünsche nicht reinpassen«, appellierte er an die anderen Fraktionen, diesen Punkt noch einmal zu überdenken. Vorgesehen ist, neue Bäume in größerem Abstand zu den Häusern anzupflanzen. Für Weitzel steht fest: Die Bäume müssen nur deshalb gefällt werden, damit genügend Parkplätze geschaffen werden können. Der Grüne zitierte das Entwurfskonzept, wo dies so festgehalten ist.

Nächster Kritikpunkt: Es sind keine Radwege geplant, lediglich Schutzstreifen. Diesen »Unsinn« baue die Stadt, weil es dafür Zuschüsse gebe. Weitzel: »Das ist schlicht gefährlich für die Radfahrer.« Und zwar deshalb, weil die Autofahrer, wenn sie einparken wollen, den Schutzstreifen überqueren müssen. Weitzels Prognose: »Der Schutzstreifen wird von den Radfahrern nicht angenommen, die fahren dann über die verbreiterten Gehwege und sind dort die stärkeren Verkehrsteilnehmer gegenüber den Fußgängern.«

»Ein schönes Horrorszenario«

»Das ist ja ein tolles Horrorszenario«, konterte Bürgermeister Michael Keller (SPD). Die Zeit der klassischen Radwege sei vorbei, sagte der Rathauschef, das sei auch die Meinung des Fahrradverbandes ADFC. »Die Radfahrer gehören auf die Straße, die Autos haben dort nicht das alleinige Recht.« Auch in Friedberg müssten sich die Autofahrer an gleichberechtigte Radfahrer gewöhnen, und Schrägparkplätze, zu denen man gelangt, indem man über den Schutzstreifen für Radfahrer fährt, gebe es auch in vielen anderen Städten. Keller: »Das ist machbar und entspricht der Rechtslage.«

Querungshilfen verlangsamen Verkehr

Michael Klaus signalisierte für die SPD die Zustimmung zum vorgelegten Konzeptentwurf. Dass man auf die Tempo-30-Regelung verzichten müsse, sei kein Problem. Am Elvis-Presley-Platz sei dies ja möglich, und die Bushaltestellen auf der Fahrbahn sowie Zebrastreifen und Querungshilfen verlangsamten den Verkehr zusätzlich. Die Argumente der Grünen konnten weder er, noch der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Olaf Osten nachvollziehen. »Man muss sich nur die Mainzer-Tor-Anlage ansehen, wo alte Bäume gefällt und neue gepflanzt wurden. Das sieht jetzt schöner aus als vorher.« Und Radwege seien nunmal überholt. Osten: »Die Kaiserstraße ist unser Aushängeschild, die Leute von außerhalb sollen kommen und die müssen dort mit ihrem Auto parken können.« Die Grünen wollten die Parkplätze »vernichten«.

»Wir brauchen im Stadtzentrum viele Parkplätze«, betonte auch Achim Güssgen (FDP), »und wir brauchen eine kostenbewusste Umgestaltung.« Zudem dürften die Anregungen, die bei der geplanten Bürgerversammlung kommen, nicht ignoriert werden, sagte der Liberale. Winfried Ertl (UWG) sagte, die Grünen sollten einfach mal die Geschäftsinhaber nach deren Problemen mit den viel zu großen Bäumen befragen. Eine Neuanpflanzung sei absolut sinnvoll.

 

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Frankfurter Neue Presse 

 

Sie kämpfen für alte Bäume

Für die neue schicke Kaiserstraße in Friedberg sollen Linden gefällt werden – Doch es gibt Kritik

Der Entwurf für die neue Flaniermeile sieht die Fällung der Lindenallee vor. Die 80 Jahre alten Bäume sollen durch junge ersetzt werden. Eine Bürgerinitiative wehrt sich.

Von Jutta Martini

Friedberg. Wollen das Fällen der Bäume in der Kaiserstraße verhindern: Claudia Krauck, Uwe Eckardt, Jürgen Schmalfuß (von links). Foto: Jutta MartiniWollen das Fällen der Bäume in der Kaiserstraße verhindern: Claudia Krauck, Uwe Eckardt, Jürgen Schmalfuß (von links). Foto: Jutta Martini Samstag auf der Kaiserstraße. Es ist viel los. Mittendrin eine Gruppe Menschen mit Handkarren, Motorsäge und Unterschriftenlisten. Auf ihren gelben Zetteln ist zu lesen: «Baum ab, Nein danke». «Das ist Friedbergs schönste Allee. Und die soll komplett gefällt werden», ist Jürgen Schmalfuß entrüstet. Der Mitorganisator des Protestes gegen die Baumfällungen bezieht sich auf ein Entwurfskonzept, mit dem die «Lebensader» der Stadt attraktiver gemacht werden soll.

Zu nahe an den Häusern?

 

Nach diesem Entwurf soll nicht nur die Fahrbahn schmaler, die Zahl der Parkplätze verringert und Schutzstreifen für Radfahrer eingefügt, sondern auch die Bäume abgeholzt werden. Vorgesehen sind Nachpflanzungen junger Bäume. Begründet wird der Kahlschlag damit, dass die Bäume zu hoch seien und damit die historischen Häuserfassaden verdeckten und außerdem zu nahe an den Gebäuden stünden, was wiederum den Bäumen nicht gut tue.

Das lassen der Forstingenieur und seine Mitstreiter nicht gelten. «Die Bäume sind heute noch Stadtbild prägend und schon auf Aufnahmen Mitte der 1920er Jahre zu sehen. Der historische Schutz bezieht sich auf das gesamte Ensemble, nicht nur auf die Häuser», sagt Schmalfuß und verweist auf die ökologischen Funktionen der etwa 70 bis 80 Jahre alten Bäume. Sie produzieren Sauerstoff, filtern Lärm und Staub, fördern ein angenehmes Innenstadtklima und spenden Schatten. Nicht zuletzt seien die Bäume Lebensgrundlage zahlreicher Tierarten. Alle diese Funktionen seien nur durch die großen Altbäume zu gewährleisten, nicht durch junge Bäumchen. Und außerdem: «Jahrelang wurden immer wieder Bäume nachgepflanzt, die Baumscheiben vergrößert und Schutzbügel errichtet. Jetzt soll das alles wieder hinfällig sein. Was ist denn das für ein Umgang mit unseren Steuergeldern?», fragt Schmalfuß. Die Bäume machen das Flair der Kaiserstraße aus, sind die Mitglieder der Bürgerinitiative sicher und erhalten viel Resonanz von den Passanten.

«Eine absolute Sauerei»

 

«Was hier läuft ist eine absolute Sauerei», ärgert sich Robert Kimpel (67). Und eine ältere Frau meint: «Das sieht so schön hier aus, vor allem im Advent, wenn die Kugeln in den Bäumen leuchten. Wenn junge Bäume gepflanzt werden, wird unsere Generation nicht mehr erleben, dass sie groß sind.»

Schon einmal, vor 15 Jahren, musste eine alte Allee dem Willen von Stadtgestaltern weichen. Damals wurden Bäume in der Mainzer-Tor-Anlage gefällt und durch junge ersetzt. Das nennt Schmalfuß als Negativbeispiel, dem die Kaiserstraße nicht folgen soll. Deshalb will die BI aufklären. Und Aufklärung scheint nötig zu sein. «Viele Menschen wissen überhaupt nicht, dass die Bäume gefällt werden sollen», sagt Schmalfuß. Die Ablehnung ist groß. Etwa 600 Menschen haben bisher schon für den Erhalt der Allee unterschrieben.

Bürgermeister Michael Keller (SPD) verweist darauf, dass das Entwurfskonzept noch keine endgültige Planung ist. «Bei so einem sensiblen Thema wird gefragt, ob die Bevölkerung sich das vorstellen kann», so Keller. Eine Bürgerversammlung ist in Planung.

 

 

Gießener Allgemeine Zeitung
Artikel vom 17. Mai 2010
 

Keller: Positive Entwicklung der Stadt - aber wenig Geld

Friedberg (pm). Die Bundestagsabgeordnete Lucia Puttrich (CDU) war zu ihrem Antrittsbesuch bei Bürgermeister Michael Keller (SPD) im Rathaus zu Gast. Dabei wurde ein breites Spektrum von Fragen aus dem kommunalen Bereich, dem Land und dem Bund diskutiert.
 
 
Lucia Puttrich und Bürgermeister Michael Keller im Rathausflur. (Foto: pv)
Lucia Puttrich und Bürgermeister Michael Keller im Rathausflur. (Foto: pv)
 
 
 
Keller nutzte die Gelegenheit, der Bundestagsabgeordneten die Kreisstadt näher vorzustellen. Mit Stolz verwies er auf die positive Entwicklung, die Friedberg insbesondere in den letzten Jahren genommen habe. Besonders erfreut zeigte sich Keller über die von der Stadt auch finanziell unterstützte Erweiterung der Fachhochschule Gießen/Friedberg am Bahnhof. Friedberg entwickele sich mit dem »Rüstergelände« und der geplanten Erweiterung der FH auf dem Gelände der ehemaligen Housing-Area zu einer echten Bildungsstadt. Dies stärke Forschung und Entwicklung in der gesamten Region, so Keller.

Ebenso verbessere die jetzt möglich gewordene Umgestaltung der Kaiserstraße die Stellung Friedbergs als Einkaufstadt. Durch den Ausbau der B 3-Umgehung habe es eine enorme verkehrliche Entlastung in der Innenstadt gegeben. »Es ist eine spannende und begeisternde Aufgabe für einen Bürgermeister, eine solche Einkaufsstraße wie die Kaiserstraße entwickeln zu dürfen«, zeigte sich Keller im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten erfreut.

Mit Blick auf die angespannte finanzielle Situationen der Kommunen appellierte der Bürgermeister, die Finanzausstattung der Kommunen zu verbessern, um den stetig steigenden Aufgaben Herr zu werden. Keller: »Wir kommen nach dem massiven Einbruch der Gewerbesteuer schon in diesem Haushalt nicht mehr über die Runde.« Besonders die hohen und laut Bürgermeister nicht mehr nachvollziehbaren Auflagen zum Beispiel beim baulichen Brandschutz und durch den TÜV stellten die Kommunen vor immer größere finanzielle Probleme.

Breiten Raum nahm das Thema Entwicklung des Kasernengeländes ein. Auf Nachfrage von Puttrich entgegnete Keller, dass es sich bei der Entwicklung des 74 Hektar großen Grundstücks um ein zukunftsweisendes Projekt für die gesamte Region handele. Zurzeit sei man intensiv bemüht, die vier Hektar große Housing Area zu entwickeln. Dabei würde ein Viertel von der FH genutzt werden. Eine weitere Fläche wolle die Stadt selbst zum Bau einer Kindertagesstätte nutzen. Der Rest solle mit Wohnbebauung entwickelt werden. Für das ehemalige Kasernengelände werde gerade im Auftrag des Landes Hessen und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) eine Machbarkeits- und Finanzierungsstudie erstellt. Er rechne damit, so Keller, dass die zweiteilige Studie Ende des Jahres abgeschlossen ist. Man stehe mit der BIMA in einem intensiven Diskussions- und Austauschprozess. Keller betonte jedoch, dass Friedberg finanziell nicht in der Lage sei, Flächen auf dem Kasernengelände zu erwerben.

Puttrich zeigte sich erfreut über die positive Entwicklung der Kreisstadt. Wie die Bundestagsabgeordnete betonte, sei es ihr besonders wichtig, einen engen Draht in den Wahlkreis zu halten und so oft wie möglich vor Ort präsent zu sein.

 

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Artikel vom 22.3 2011
Wahl in Friedberg

Die Zeit nach Jamaika

 

In der Wetterauer Kreisstadt werden die Karten nach dem Bruch der Koalition aus CDU, FDP und Grünen neu gemischt.

 
 
Friedberg - überragt vom Adolfsturm.
Friedberg - überragt vom Adolfsturm.
Foto: Renate Hoyer

Als im Juni 2006 die Koalition aus CDU, Grünen und FDP in Friedberger Stadtparlament perfekt war, lobten alle drei Parteien das „Vertrauen“, das untereinander entstanden sei. Gut vier Jahre später war es dahin. Im Dezember vergangenen Jahres kündigte die FDP die Koalition auf. CDU und Grüne wollten die Umgestaltung der Kaiserstraße, konkret des Elvis-Presley-Platzes, im Haushalt 2011 verankern. Den Freidemokraten war das zu teuer.

Das Bündnis habe schon lange vorher einen Knacks bekommen, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Achim Güssgen rückblickend. Er nennt die Wahl des Ersten Stadtrates im November 2006. Damals war die Wahl des offiziellen CDU-Kandidaten Hermann Hoffmann, der von Grünen und FDP unterstützt wurde, gescheitert, weil ihm vermutlich Leute aus der eigenen Fraktion die Gefolgschaft verweigerten. Gewählt wurde sein parteiinterner Gegenkandidat Peter Ziebarth. Hoffmann legte daraufhin den CDU-Fraktionsvorsitz nieder und schied aus dem Parlament aus.

Steckbrief

Bürgermeister: Michael Keller (SPD), Erster Stadtrat Peter Ziebarth (CDU).

Wahlberechtigte: Rund 20280 bei gut 27800 Einwohnern.

Friedberg ist Kreisstadt des Wetteraukreises, Stadt der Schulen und ein bedeutender Wirtschaftsstandort in der Region. Der Abzug der US-Armee vor drei Jahren hat der Stadt eine 74 Hektar große Konversionsfläche und damit enorme Entwicklungsmöglichkeiten beschert. Die einstige US-Kaserne hatte wie ein Riegel zwischen der Innenstadt und dem ausgedehnten Gewerbegebiet im Süden gewirkt.

Eine Koalition aus CDU, Grünen und FDP hat von Sommer 2006 bis Dezember 2010 die Kreisstadt regiert. Die FDP ließ das Bündnis schließlich im Zuge der Haushaltsberatungen platzen.

Zwei Stadtverordnete wechselten ihre Partei- und Fraktionszugehörigkeit. Alfons Janke verließ die CDU, war zunächst fraktionsloser Stadtverordneter und schloss sich dann der UWG an. Martin Hinz verließ die Linke und wechselte zur Piratenpartei.

Am 27. März bewerben sich sechs Parteien um Sitze im Stadtparlament: CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und UWG. ieb

Eine Neuauflage der Jamaika-Koalition (wegen der Ähnlichkeit der politischen Farbkombination Schwarz, Grün, Gelb mit der jamaikanischen Flagge) ist unwahrscheinlich. Er sei kein „großer Freund von Dreierkoalitionen“, sagt Güssgen, der Spitzenkandidat der FDP ist. Das spricht auch gegen die Koalitionsvariante, die SPD-Spitzenkandidat und Bürgermeister Michael Keller ins Spiel bringt. SPD, FDP und UWG hätten bei der Verabschiedung des Haushaltes 2011 gut zusammengearbeitet, sagt er.

Vor der Wahl will sich keine Partei auf künftige Bündnisse festlegen. Auch CDU und Grüne nicht, die sich bis zuletzt gut verstanden haben. Die beiden Parteien konnten ihre wichtigsten Projekte (die CDU die Turnhalle Ossenheim, die Grünen das Jugendzentrum und die Integrationsbeauftragte) durchsetzen, während die FDP leer ausging. Die Zeit von Jamaika seien „gute Jahre“ gewesen, sagt CDU-Vorsitzender und Spitzenkandidat Olaf Beisel. Der wortgewandte Grünen-Fraktionschef Horst Weitzel sei der heimliche Fraktionsvorsitzende der CDU gewesen, ätzt Güssgen. Keller sieht das ähnlich.

Er werde sich erst Gedanken über eine neue Koalition machen, wenn das Wahlergebnis vorliegt, sagt Beisel. Ein Bündnis mit den Linken oder der UWG schließt er allerdings aus. Die Umgestaltung der Kaiserstraße ist ein zentrales Wahlkampfthema. Dass die Einkaufsmeile umgestaltet werden soll, meinen alle Parteien. „Es ist schlecht für die Stadt, wenn auf der Kaiserstraße nichts passiert“, sagt Keller. Gerungen aber wird um entscheidende Details: die Zahl der Parkplätze und wie viele Bäume gefällt werden sollen. „Da haben wir keinen Konsens mit der CDU – weder bei den Bäumen noch bei den Parkplätzen“, sagt die Spitzenkandidatin der Grünen, Sabine Schäfer.

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Frankfurter Rundschau
Artikel vom 19.7.2010

Friedberg
Neues Gesicht für die Kaiserstraße

Der Boulevard in der Wetterau-Kreisstadt Friedberg soll umgestaltet werden. Noch ist aber unklar, was genau in der Kaiserstraße passiere

 
Bauarbeiten in der Friedberger Kaiserstraße
Bauarbeiten in der Friedberger Kaiserstraße
Foto: Sascha Rheker/attenzione

An der Kaiserstraße wird derzeit kräftig gearbeitet. In der Tat, weil sie eine neue Asphaltdecke bekommt, und im Geiste, weil sie komplett umgestaltet werden soll, nachdem die neue Ortsumgehung der B3 die City von Durchgangsverkehr entlastet hat. Erste Entwürfe liegen vor, einer vom Bauamt der Stadt und einer vom Stadtmarketing-Verkehrsverein.

Es sei nicht besonders glücklich, dass die Straße ohne Gesamtkonzept bereits neu asphaltiert wird, kritisiert Bernd Ulrich vom Stadtmarketing. Architekt Matthias Kölsch, der die Vorstellungen der Geschäftsleute in Pläne umsetzte, findet das gar „blöd, denn die Straße ist jetzt viel zu breit“. Nach seinen Plänen soll die Fahrbahn stellenweise auf sechs Meter schrumpfen, und mehrere Kreisverkehre sollen entstehen.

Den Boulevard zur Fußgängerzone zu machen, steht nicht zur Diskussion. Weder die Stadt noch die Geschäftsleute wollen das. „Die Kaiserstraße und die Geschäfte leben vom Autoverkehr“, sagt Kölsch. Sein Entwurf lässt sogar mehr Parkplätze zu als derzeit vorhanden. Die Stadt will sie von 193 auf 137 verringern.

Auch am Radweg scheiden sich die Geister. Während die Stadt auf einen separaten Weg für die Drahtesel verzichten will, sieht Kölsch sie auf beiden Seiten der Straße vor, zwischen den Parkplätzen und dem Gehweg. Mit Kreisverkehren an den wichtigsten Knotenpunkten will Kölsch den Verkehr beruhigen. Auch die ein- und ausparkenden Autos würden den Verkehr bremsen.

Unglücklich ist der Architekt darüber, dass die Umgestaltung des Elvis-Presley-Platzes in Höhe des Kaufhauses Joh bereits beschlossene Sache ist. Der Platz wird ihm dabei zu wenig in die Straße einbezogen. Ihm wäre eine Art großer Kreisel lieber. An der Elvis-Platz-Gestaltung will der Stadtmarketingverein aber nicht mehr rütteln, sagt Jürgen Schäfer von der AG Stadtgestaltung .

Ein „städtischer Raum mit Wohlfühlcharakter“ soll die Kaiserstraße werden, sagt Kölsch. Statt der „Schafställe“, wie die eingezäunten Biergärten der Gaststätten genannt werden, sollen „möblierte Plätze“ entstehen. Schönere Straßenlaternen sollen ein gemütlicheres Licht verbreiten und die Linden am Straßenrand zurückgeschnitten werden, weil sie den Blick auf die historische Häuserzeile versperren. Wo Lücken in der Allee sind, sollen neue Linden gepflanzt werden. Und Brunnen sollen fließen. Früher habe es Brunnen gegeben, sagt Kölsch, und er schlägt gleich drei vor: Pleetzbrunnen an der Ecke Wolfengasse, Katharinenbrunnen in Höhe Hausnummer 32 und Wagbrunnen an der Ecke Haagstraße.

Den Wochenmarkt möchte der Stadtmarketingverein auf den südlichen Stadtkirchenplatz und in die Wolfengasse als Übergang zur Kaiserstraße verlegen. Derzeit bauen die Händler ihre Stände mittwochs und samstags an der Kaiserstraße auf. Schäfer: „Der Markt gefällt uns so nicht.“

Friedberg sei eine seit Jahrhunderten gewachsene Einkaufsstadt, sie habe aber an Image verloren, sagt Schäfer. Jetzt könne sie zu einer „irren Stadt“ werden. Von einer „Jahrtausendaufgabe“ sprach Bürgermeister Michael Keller (SPD), als er die Pläne der Stadt vorstellte. Kaiserstraßen-umgestaltungen, und waren es noch so kleine, waren immer heiß umkämpft. Größter Streitpunkt war dabei meist die Zahl der Parkplätze.