Wieder ein Baum weniger, diesmal eine 120 Jahre alte Robinie

in der Bismarckstraße. Der  in Privatbesitz befindliche Baum wurde am 2.4.2012 gefällt.

Hintergrund war, dass der Besitzer seit 10 Jahren versucht hat, den Baum als Naturdenkmal eintragen zu lassen - ohne Erfolg.

Bei einer Sanierung des Bürgersteigs durch die Stadt wurde trotz Aufforderung des Grundstückbesitzers, die Wurzeln zu schützen ein großer Teil des Wurzelstocks abgefräst. Der Besitzer des prächtigen Baumes erfuhr keinerlei Unterstützung, weder von der Stadt, noch von der unteren Naturschutzbehörde.

Deshalb musste man sich nicht wundern, dass der alte Baum aufgrund seines Wurzelschadens seinen Kampf hatte. Trotzdem hätte laut einem von uns beauftragten Gutachters, ein starker Pflegerückschnitt gereicht.  Die BI bot sogar an, den Rückschnitt selbst zu organisieren und die weitere Kontrolle des Baumes zu gewährleisten, wie sich jetzt heraus stellte, leider zu spät. Wie ist es möglich , dass selbst eine Untere Naturschutzbehörde die Fällung in der beginnenden Brutzeit erlaubt. Wie kann es sein, dass in Friedrichsdorf eine erst 75 jahre alte Robinie unter Schutz gestellt wurde? Es verhärtet sich bei uns immer mehr der Eindruck, dass Bäume in dieser Stadt, selbst bei den dafür zuständigen Naturschutz-Behörden  keinerlei Stellenwert haben ( s. auch Presse). Oder hat es etwas damit zu tun, dass bei einer Unterschutzstellung  die UNB auch die weiteren Pflegekosten hätte übernehmen müssen? Wenn dies kein stadtbildprägender Baum war, fällt uns dazu jedenfalls nichts mehr ein... .

 

Wtterauer Zeitung

Artikel vom 2.4.2012

 

Bismarckstraße: 120-jährige Robinie wegen Fäulnis gefällt

Friedberg (jw). Wieviele Schoppen sind unter diesem Baum gepetzt worden? 120 Jahre alt soll er sein, 17 Meter hoch, 1,30 Meter Durchmesser. An heißen Sommertagen warf er kühlen Schatten auf den Garten der Musikkneipe »Bei Costa« in der Bismarckstraße. Gestern wurde die Robinie gefällt.

 
 
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Passanten beobachten, wie die rund 17 Meter hohe Robinie Ast für Ast verliert.
 
 
 
Die Wurzeln waren morsch, die Standsicherheit nicht mehr gegeben. Ein Skandal, meint die BI Pro Baum und kritisiert die Naturschutzbehörde.

Die Robinie am Eingang der Bismarckstraße kennt jeder, der dort einmal vorbeigegangen ist. Ein mächtiger Baum, höher als das vierstöckige Wohnhaus dahinter. Gestern Morgen schreiten die Baumpfleger der Firma Bleul aus Rosbach zur Tat. »Der Baum ist nicht mehr zu retten«, sagt Thomas Bleul gegenüber der WZ. »An der Wurzel ist er ausgehöhlt.« Zum Beweis steckt Bleul seinen rechten Unterarm in den Baum. Bei Bauarbeiten, als vor Jahren der Gehweg neu angelegt wurde, seien die Wurzeln so stark beschädigt worden, dass sie faulten.

Ein Mitarbeiter des Stadtbauamtes bestätigt die Bauarbeiten, zwischen 2000 und 2002 sei dies gewesen. Ob damals Schäden am Wurzelwerk gemeldet wurden, sei aber nicht bekannt und nicht nachvollziehbar; der damals zuständige Mitarbeiter sei in Rente. Ausschachtarbeiten an Wurzeln müssen mit der Hand vorgenommen werden. »Viele machen das trotzdem mit dem Bagger«, sagt ein Baumpfleger. Kontrolliert werde das nicht. Ein Rathausmitarbeiter bestätigt das indirekt: »Da machen die Bauarbeiter dann schnell Schotter drauf und die Behörde kriegt den Schaden erst gar nicht mit.«

Die BI Pro Baum wollte laut Jürgen Schmalfuß die Pflege des kranken Riesen übernehmen. »20 bis 30 Jahre« hätte der Baum noch leben können, sagt Schmalfuß. Bleul widerspricht: »Der Baum hat keine Chance mehr.« An den dicken Ästen, die nach und nach abgesägt werden, bricht die Rinde ab, darunter kommt eine mehlige Schicht zum Vorschein. Kleine Äste aus der Krone sind total morsch, brechen wie Streichhölzer weg.

Schmalfuß wirft der Unteren Naturschutzbehörde vor, den Eigentümer nicht dabei unterstützt zu haben, als der den Baum zum Naturdenkmal erklären lassen wollte. Wie eine Sprecherin des Wetteraukreises sagt, sei der Baum »schon vor zehn Jahren kränkelnd« gewesen: »Der Pflegeaufwand hätte den Kreis enorm viel Geld gekostet, deshalb haben wir dies abgelehnt. »Der Eigentümer wurde alleingelassen«, urteilt BI-Sprecher Schmalfuß. Man könne daher verstehen, warum er nun aus Sicherheitsgründen diese Entscheidung getroffen habe.